New York

Empire State Building

Moderne Mythen leben von Zahlen und Superlativen - das lässt sich am Beispiel des Empire State Building ganz klar und bis in die Gegenwart hinein belegen. 60 000 Tonnen Stahl, 6 500 Fenster, 5 600 Kilometer Telefonkabel, 96 Kilometer Wasserleitungen, 73 Aufzüge in Schächten von elf Kilometern Länge - diese Angaben dürfen nicht fehlen, wenn man vom Empire State Building spricht. Und dann natürlich die Höhe: 381 Meter!

Wenn man die Geschichte des Empire State Building betrachtet, wird man den Eindruck nicht los, dass dieses Gebäude noch nie so recht ein finanzieller Erfolg war. In den dreißiger Jahren, als es in der Rekordzeit von neun Monaten aus dem Boden gestampft wurde, steckte Amerika mitten in einer wirtschaftlichen Depression. Die Einweihung des höchsten Gebäudes der Welt am 1. Mai 1931 verlief spektakulär; als Präsident Hoover im Weißen Haus in Washington auf den Knopf drückte und im Empire State Building in Manhattan alle Lichter angingen, hätten das viele in diesen tristen Zeiten gerne als Zeichen der Hoffnung und des Aufschwungs gesehen. Realität hingegen war, dass die Investoren in den folgenden Nächten die Lichter in den unvermieteten Stockwerken brennen ließen, um darüber hinwegzutäuschen, dass drei Viertel der Räume im Empire State Building leerstanden.

Dem Mythos tat die mangelnde Rentabilität hingegen keinen Abbruch; selbst als das Empire State Building den Rang als höchstes Gebäude der Welt 1973 an das World Trade Center abgeben musste, verlor es nicht an Popularität. 2,5 Millionen Besucher lassen sich alljährlich von den Liften in den 86. oder 102. Stock hinauftragen, um die unvergleichliche Aussicht zu genießen. Ob sie wollen oder nicht, erhalten sie dabei auch ausreichend Gelegenheit, die marmorverkleidete Artdecó-Lobby zu besichtigen: Die Warteschlangen vor den Liften sind immens.

              

         

 

Freiheitsstatue

In der Upper Bay, ca. 4 km von der Südspitze Manhattans entfernt, erhebt sich auf der kleinen Felseninsel "Liberty Island" das bekannteste Wahrzeichen New Yorks und der USA, die Freiheitsstatue (Statue of Liberty). Das samt Fundament und Sockel 93 m hohe Monument gilt weltweit als Symbol der Freiheit und der Demokratie. Für Millionen Einwanderer, die mit dem Schiff in die Vereinigten Staaten kamen, war die Freiheitsstatue der erste Anblick der Neuen Welt und Verkörperung ihrer Hoffnung.

Die von einem Strahlendiadem (Diadem = kostbarer Stirnreif) gekrönte Freiheitsgöttin steht auf den zerbrochenen Ketten der Sklaverei. Die sieben Strahlen der Krone versinnbildlichen die sieben Meere und die sieben Kontinente. In der erhobenen rechten Hand hält sie eine bei Dunkelheit erleuchtete Fackel und in der linken eine Inschrifttafel mit dem Datum der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung: "July 4th 1776".

Schöpfer der Figur ist der französische Bildhauer Frèdèric Auguste Bartholdi. Die Trägerkonstruktion aus Stahl hat Gustave Eiffel, der spätere Erbauer des Eiffelturms, konstruiert. 1865 regte der französische Politiker Leboulay den jungen Bildhauer Bartholdi zur Schaffung eines Monuments an, das die im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg geknüpften Bande zwischen Frankreich und Amerika verherrlichen sollte. Bartholdi gefiel diese Idee, gab sie ihm doch die Möglichkeit, seine Vorliebe für monumentale Bildhauerkunst auszuleben. Er griff auf einen Entwurf für eine Statue zurück, die für den Nordeingang des Suezkanals geplant war, aber nie realisiert werden konnte. Bartholdi reiste 1871 in die USA und bat Präsident Grant und andere einflussreiche Politiker um finanzielle Unterstützung und ersuchte um Erlaubnis, die Statue auf der Insel im Hafen von New York aufstellen zu können. Der ursprünglich gefasste Plan, das Werk bis 1876, dem Jubiläumsjahr zum 100-jährigen Bestehen der USA, fertig zu stellen, musste aufgegeben werden. Frankreich brachte zwar die für die damalige Zeit gewaltige Summe von 600 000 Francs für die Statue auf, doch in den USA war noch nicht genügend Geld für den Bau des Sockels zusammengekommen, und der kostete etwa genauso viel wie die Lady selbst. Erst als sich der mächtige Zeitungsverleger Joseph Pulitzer der Spendeaktion annahm (und damit die Auflage seiner Zeitung enorm steigerte), kam auch in Amerika genügend Geld zusammen, so dass mit der Herstellung der Statue begonnen werden konnte.

Hergestellt wurde die Statue in einer Pariser Metallwerkstatt. Das von Bartholdi gefertigte erste Tonmodell (ca. 120 cm hoch) wurde maßstabgetreu zuerst auf 2,7 m und dann auf 12 m vergrößert. Mit einem komplizierten Vermessungsverfahren wurde alsbald aus Holz das Erdmodell aus Einzelteilen hergestellt, die zusammengesetzt die mächtige Dame in Originalgröße (50 m) ergaben. Über die originalgroßen Holzformen hämmerten darauf ganze Scharen von Handwerkern dünne Platten aus Kupfer (ca. 3 mm dick). Die 300 Einzelteile gelangten schließlich, in 200 Kisten verpackt, per Schiff nach New York. Hier vernietete man die Kupferplatten und hängte sie mit Eisenstäben am zentralen Stahlgerüst auf, das tief im Sockel verankert ist. Am 28. Oktober 1886 wurde das Denkmal in einem Festakt dem amerikanischen Volk offiziell übergeben.

Zum 100-jährigen Bestehen der Statue wurde nach dreijähriger Renovierungszeit am 3. und 4. Juli 1986 im Beisein von US-Präsident Reagan und dem französischen Präsidenten Mitterand der "Geburtstag" von "Miss Liberty" mit einem rauschenden Fest und dem pompösesten Feuerwerk aller Zeiten (Kosten: 2 Mio. Dollar!) begangen.

Seit der Verschönerungsaktion hat die betagte Dame mehr als eine Million Besucher pro Jahr in ihren Bann gezogen. Sie gehört somit zu einer der größten Touristenattraktionen der Welt. Wer den Ausblick von der Freiheitsstatue genießen will, muss sich in Geduld üben. Meist sieht man sich zwei Menschenschlangen gegenüber. Die kürzere bildet sich jeweils vor dem Lift, der zur Aussichtsplattform auf dem Sockel führt, die längere bilden diejenigen Besucher, die den mühsamen Aufstieg über die 354 Stufen der engen Wendeltreppe zur Krone auf sich nehmen wollen. Der Genuss des Ausblicks durch eines der kleinen Fensterchen ist kurz, denn bereits drängen die nächsten nach, die auch ihr Recht fordern und wenig Zeit zum Verweilen lassen.

Änderung nach dem 11. September 2001:
Seit dem 11. September ist die Statue of Liberty leider für Besucher gesperrt! Die Fähre nach Liberty Island fährt zwar weiter, aber der Aufstieg ist vorerst nicht mehr möglich.

    

 

Flatiron Building

Plätteisen oder hochsprachlich Bügeleisen lautet die Übersetzung für Flatiron, und tatsächlich: Man müsste dem dreieckigen Bau nur einen Griff aufsetzen, und schon hätte man ein altes Holzkohle-Bügeleisen! Die eigentümliche Form des Gebäudes resultiert aus seiner Lage: Der Architekt konnte das spitzwinklige Grundstück an der Kreuzung von Fifth Avenue und Broadway nicht anders bebauen.

Gewandet war das Gebäude klassisch: Renaissance-Formen, Elemente der Palastarchitektur. Im Inneren jedoch spielte sich Revolutionäres ab: Das Flatiron Building gehört zu den ersten Hochhäusern mit einem Stahlskelett. Diese Bauweise, die man in New York seit 1890 bei kommerziellen Bauten anwandte, erlaubte höhere Konstruktionen als die herkömmliche Methode. 86 Meter misst das 22geschossige Flatiron Building: im Jahr 1902 der absolute Höhenrekord in New York. Die Manhattaner waren denn auch überzeugt, der Bau würde der ersten Sturm nicht überstehen...Es überstand aber und wurde nicht nur zu einem beliebten Postkartenmotiv New Yorks, das den Aufbruch in neue Zeiten versprach, sondern auch zur Herausforderung für die gegenüberliegende Metropolitan Life Insurance Company, einen noch viel höheren Turm zu bauen.

 

Brooklyn Bridge

Die älteste Verkehrsbrücke der Stadt ist zugleich eine der schönsten und bekanntesten: die Brooklyn Bridge, fertiggestellt im Jahre 1883. Von John Augustus Roebling entworfen und seinem Sohn Washington Roebling vollendet, gehört sie zu den architektonischen Wunderwerken der USA und hat den weiteren Brückenbau entscheidend beeinflusst. Seinerzeit war sie die längste Hängebrücke der Erde, ihre gesamte Spannweite umfasst 488 Meter. 22 Kilometer Stahlseile halten die Brücke mit ihren neugotischen Pfeilern. Der Wind, der zuweilen scharf durch die gespannten Seile fegt, bringt die Stahlharfe zum Klingen. Die Brooklyn Bridge wurde mehrfach verändert und kostete beim Bau vielen Arbeitern das Leben. Auch für Spaziergänger ist die Brücke reizvoll, weil sie von den Fußgängerwegen schöne Blicke auf die Skyline und auf Schiffe ermöglicht.

 

World Trade Center

Manche Dinge wirken besser aus der Ferne als aus der Nähe betrachtet: So auch das World Trade Center. Von Staten Island, Brooklyn oder New Jersey aus gesehen, bilden die zwei Ausrufezeichen einen interessanten Akzent in der Skyline; steht man direkt vor ihnen auf der stets windigen weiten Plaza, fühlt man sich einfach erschlagen. Zwei 412 Meter hohe, kompromisslos senkrecht in die Höhe schießende Stahltürme, ohne Charme und ästhetische Finessen. Banale Monolithen nennt sie der Führer des American Institute of Architects.

Seine Kollegen konnte Minuro Yamasuki mit seiner gigantomanischen Anlage - außer den beiden Türmen gehören noch die Plaza sowie sechs (für New Yorker Verhältnisse) flache Gebäude zum World Trade Center - also nicht begeistern. Trotzdem bleibt unbestritten, dass die Errichtung der Zwillingstürme technisch eine beachtenswerte Leistung war. Der Höhe wegen mussten die Arbeiten von innen nach außen vor sich gehen: In den Liftschächten wurden Kanäle installiert, die Tonnen von Stahl in die Höhe zogen und die Außenwände aufbauten.

1973, als die Türme vollendet waren, konnten die sich mit einem Attribut schmücken, das die Menschen seit dem Turmbau von Babel fasziniert: höchstes Bauwerk der Welt! Zweimal 412 Meter, zweimal 110 Stockwerke! Die Freude war nur kurz: Chicago übertrumpfte New York noch in demselben Jahr mit dem 443 Metern hohen Sears Tower.

So beschränkt man sich, wenn man die Superlative des World Trade Center in Zahlen ausdrücken will, auf andere Angaben: 208 Aufzüge, 50 000 Arbeitsplätze, 80 000 Besucher täglich, 20 000 Quadratmeter Plaza!

Am 11. September wurde das World Trade Center von Terroristen angegriffen und zerstört. Hier mehr...

              

         

 

Times Square

Der Times Square - Platz an der Kreuzung Broadway/7th Avenue - verdankt seinen Namen der New York Times, die 1904 hier ihr Verlagsgebäude bezog. Auf diesem langgestreckten Platz konzentrierte sich das Leben des brodelnden Theaterviertels, hier herrschte eine großartige, elektrisierende Atmosphäre, die selbst dann noch spürbar war, als die Gegend verlotterte und von zwielichtigen Gestalten bevölkert wurde.

Ende der achtziger Jahre war es dann um diese Atmosphäre geschehen, es kamen die Saubermänner mit dem Bagger und die Architekten mit postmodernen, verkitschten Lösungen für die Neugestaltung des Platzes. Nachdem der Times Square verunstaltet war, gelobte man Besserung, was die Sanierung der 42, Straße betraf, doch es sollte noch schlimmer kommen: Nun zieht Disney ein und schönt die ehemals sündige Meile zu einem Stück supersauberen Amerika: Im altehrwürdigen New Amsterdam werden ab 1997 die Mickey Mäuse tanzen, aus dem Lyric und dem Academy entsteht ein Musical Haus.